Tiflis: Gelebte Geschichte und einzigartige Architektur
# Tiflis: Gelebte Geschichte und einzigartige Architektur
Stell dir vor, du schlenderst durch enge Gassen, vorbei an bunten Holzbalkonen, die sich über Kopfsteinpflaster lehnen, während der Duft von frischem Schotis Puri (georgisches Brot) aus einem versteckten Backofen in die Nase steigt. Willkommen in Tiflis – einer Stadt, die so lebendig ist wie ein offenes Geschichtsbuch und so charmant wie ein leicht schräger, aber liebenswerter Onkel. Als Backpacker mit schmalem Budget und großer Neugier habe ich hier einige meiner schönsten (und chaotischsten) Reiseerinnerungen gesammelt. Komm mit auf eine Tour durch die gelebte Geschichte und die architektonischen Schätze dieser faszinierenden Stadt!
Die Altstadt: Ein Labyrinth aus Zeit und Tradition
Die Altstadt von Tiflis ist wie ein riesiges Puzzle – jedes Haus, jede Treppe und jeder Hinterhof erzählt eine Geschichte. Ich habe mich stundenlang verlaufen (freiwillig und unfreiwillig) und dabei prächtige Jugendstilfassaden, versteckte Höfe mit Weinreben und uralte Kirchen entdeckt. Mein Highlight? Die Anchiskhati-Basilika – die älteste Kirche der Stadt. Hier sitzen oft ältere Georgierinnen in schwarzer Tracht und murmeln Gebete, während Touristen wie ich versuchen, diskret Fotos zu machen (Spoiler: Es gelingt nie). Tipp: Einige der schönsten Häuser sind etwas heruntergekommen – aber genau das gibt dem Viertel seinen authentischen Charme.
Die Schwefelbäder: Entspannung wie zu Zeiten der Seidenstraße
Nach tagelangem Herumlaufen mit meinem viel zu schweren Rucksack war ich reif für die legendären Schwefelbäder von Abanotubani. Die kuppelförmigen Badehäuser sehen aus wie Miniatur-Versionen des Taj Mahal und sind seit Jahrhunderten ein Treffpunkt für Locals und Reisende. Ich buchte das günstigste Bad (Budget-Backpacker-Regel Nr. 1: Immer die zweitbilligste Option wählen) und landete in einer dampfenden Marmorkammer mit einem älteren Georgier, der mir auf gebrochenem Russisch Lebensweisheiten erzählte. Das Wasser riecht zwar nach faulen Eiern, aber hey – wenn Könige und Dichter wie Puschkin hier schon entspannt haben, kann es nicht falsch sein!
Narikala: Die Festung mit Panorama-Blick
Der Aufstieg zur Narikala-Festung ist eine kleine Challenge – besonders nach einer durchzechten Nacht in einem der Weinbars (Georgier trinken Wein wie andere Leute Wasser). Aber der Blick über die Stadt ist jeden Schweißtropfen wert! Die Festung selbst ist teilweise zerfallen, aber genau das macht sie so fotogen. Ich traf oben auf eine Gruppe spanischer Backpacker, die mit einer Flasche Chatschapuri (georgisches Käsebrot) picknickten – natürlich wurde ich sofort eingeladen. Reisetipp: Kommt zum Sonnenuntergang, wenn die ganze Stadt in goldenes Licht getaucht wird und die Kirchenglocken läuten.
Das moderne Tiflis: Glas, Stahl und sowjetisches Erbe
Zwischen den alten Gemäuern findet man auch architektonische Kuriositäten der Moderne. Das Rike Park-Konzertgebäude sieht aus wie zwei glitzernde Röhren, die sich umarmen wollen, und die Brücke des Friedens ist ein kontroverses, aber faszinierendes Stück High-Tech-Design. Mein persönliches Highlight war jedoch ein verlassenes sowjetisches Institutsgebäude, das ich durch ein offenes Fenster erkundete (nicht nachmachen, Kids!). Die Mischung aus sozialistischem Brutalismus und georgischer Ornamentik ist so absurd, dass sie wieder cool wird.
Der Dry Bridge Market: Schätze und skurrile Fundstücke
Für Backpacker mit kleinem Budget ist der Dry Bridge Market ein Paradies. Zwischen sowjetischen Orden, staubigen Vinylplatten und kaputten Samowaren findet man hier alles – und nichts. Ich feilschte um eine alte georgische Taschenuhr (die natürlich nie ging) und unterhielt mich mit einem Verkäufer, der behauptete, Stalins Großneffe zu sein. Ob das stimmt? Wer weiß. Aber für ein paar Lari und eine gute Geschichte war es das wert. Mein Tipp: Kommt am frühen Morgen, wenn die besten Schnäppchen gemacht werden – und die Verkäufer noch zu müde sind, um hart zu verhandeln.
Tiflis hat mich mit seiner Mischung aus alter Seele und jungem Chaos sofort verzaubert. Hier treffen sich Orient und Okzident, Geschichte und Gegenwart – und manchmal auch betrunkene Backpacker und freundliche Omas, die einen ungefragt mit Khinkali (georgischen Teigtaschen) füttern. Wenn du eine Stadt willst, die perfekt instagrammable ist, aber gleichzeitig noch echte Abenteuer bietet, dann pack deinen Rucksack und mach dich auf den Weg. Nur vergiss nicht: In Georgien gilt “Gämi Marjos” – “Auf das Leben!” (Und auf günstige Hostels und guten Wein).
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