...

Robben Island: Geschichte und Erbe der Apartheid

# Robben Island: Geschichte und Erbe der Apartheid

Stell dir vor, du stehst an der Küste Kapstadts, der Wind zerzaust deine Haare, und in der Ferne siehst du eine kleine, unscheinbare Insel. Kein Palmenparadies, kein Party-Hotspot – sondern ein Ort, der tief in der Geschichte Südafrikas verwurzelt ist. Robben Island, ein Symbol für Unterdrückung, Widerstand und schließlich Freiheit. Als Backpacker mit begrenztem Budget und großer Neugier habe ich mich auf den Weg gemacht, um mehr über diesen Ort zu erfahren – und was ich dort gelernt habe, hat mich tief bewegt.

Von Leprakolonie zum Gefängnis: Die dunkle Vergangenheit

Bevor Robben Island zum berüchtigten Gefängnis der Apartheid-Ära wurde, hatte die Insel schon eine düstere Geschichte. Im 19. Jahrhundert diente sie als Leprakolonie – ein Ort, an dem Menschen einfach “weggeparkt” wurden, weil die Gesellschaft sie nicht sehen wollte. Später, während des Zweiten Weltkriegs, wurde sie sogar militärisch genutzt. Aber der wahre Albtraum begann in den 1960er Jahren, als das Apartheid-Regime die Insel zum Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene umfunktionierte. Wer hier landete, sollte vergessen werden – doch das Gegenteil passierte.

Nelson Mandelas Zelle: Ein Ort der Demütigung und des Widerstands

Die winzige Zelle, in der Nelson Mandela 18 Jahre lang eingesperrt war, ist heute einer der bewegendsten Orte der Insel. Als ich davorstand, konnte ich kaum begreifen, wie ein Mensch in diesem engen Raum mit kargem Licht und kaum Privatsphäre überleben – geschweige denn weiterkämpfen – konnte. Unser Guide, ein ehemaliger Häftling, erzählte, wie die Gefangenen trotz brutaler Behandlung heimlich lernten, debattierten und sich gegenseitig stärkten. Mandela selbst nannte Robben Island später eine “Universität”, weil der Widerstand hier nicht zerbrach, sondern klüger wurde.

Alltag im Gefängnis: Kalkstein, Hunger und verbotene Freundschaften

Die Arbeit im Kalksteinbruch war eine der grausamsten Strafen. Unter sengender Sonne schufteten die Gefangenen, viele erblindeten durch das grelle Licht. Doch selbst hier fanden sie Wege, sich zu organisieren. Unser Guide lachte, als er erzählte, wie sie heimlich Nachrichten in leeren Kokosnussschalen versteckten oder Fußballspiele als Deckmantel für politische Diskussionen nutzten. Die Apartheid trennte Menschen nach Hautfarbe – aber auf Robben Island entstanden Freundschaften, die das System sprengten. Ein Häftling sagte einmal: “Hier lernten wir, dass unsere Ketten die gleichen waren.”

Vom Symbol der Unterdrückung zum Weltkulturerbe

1991 schloss das Gefängnis, 1997 wurde die Insel zum Museum – und heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Die Führungen werden oft von ehemaligen Häftlingen geleitet, die ihre Geschichte ohne Bitterkeit, aber mit ungebrochener Klarheit erzählen. Für mich als Backpacker war es surreal, zwischen den alten Baracken zu stehen und gleichzeitig das moderne Kapstadt am Horizont zu sehen. Die Insel ist kein Ort des Hasses mehr, sondern der Erinnerung und Versöhnung. Und doch bleibt die Frage: Wie konnte so etwas überhaupt passieren?

Backpacker-Tipp: Wie du Robben Island besuchst – ohne dein Budget zu sprengen

Okay, genug Ernsthaftigkeit – hier kommt der Budget-Tipp! Die Fähre zur Insel ist nicht billig (ca. 600 Rand, ~30€), aber es gibt Tricks: Früh buchen (die Touren sind schnell ausgebucht!), Studentenrabatte checken und am besten direkt beim offiziellen Anbieter buchen, um unseriöse Zwischenhändler zu vermeiden. Nimm Wasser und Snacks mit – auf der Insel gibt’s kaum Verpflegung. Und pack eine Jacke ein! Der Wind auf der Überfahrt ist kein Scherz (ich spreche aus Erfahrung, nachdem ich halb erfroren an Bord stand). Pro-Tipp: Kombiniere den Besuch mit dem District Six Museum in Kapstadt für den vollen Geschichtskontext.

Robben Island ist kein “lustiger” Ausflug – aber einer, der bleibt. Als ich zurück in Kapstadt war, saß ich lange am Hafen und dachte darüber nach, was Freiheit wirklich bedeutet. Vielleicht ist das das größte Geschenk dieser Insel: Sie zwingt dich, Fragen zu stellen. Und manchmal sind genau das die wertvollsten Souvenirs, die man von einer Reise mitnehmen kann.

Related Articles

Responses