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Bagan: Tempelstadt in der weiten Ebene

# Bagan: Tempelstadt in der weiten Ebene

Stell dir vor, du stehst auf einem uralten Ziegeltempel, die Sonne geht gerade über einer endlosen Ebene auf, und um dich herum erheben sich Hunderte von Pagoden wie stumme Wächter einer vergangenen Zeit. So fühlt es sich an, in Bagan zu sein – einer der magischsten Orte, die ich je bereist habe. Und das Beste? Du musst kein reicher Tourist sein, um dieses Abenteuer zu erleben. Mit einem klapprigen Fahrrad, einer Wasserflasche und einer Portion Neugier habe ich diese Tempelstadt erkundet – und hier ist meine Geschichte.

Ankunft in der Zeitkapsel

Als ich in Bagan ankam, dachte ich erst, ich hätte eine Zeitmaschine benutzt. Keine Hochhäuser, keine Ampeln – nur staubige Straßen, Palmen und überall diese geheimnisvollen Tempel. Mein “Luxushotel”? Ein Bambusbungalow mit Ventilator für umgerechnet 10 Euro die Nacht. Der Besitzer, ein lächelnder Burmese namens Ko Tin, erklärte mir stolz, dass ich gerade in der “Hauptstadt der tausend Tempel” sei. Spoiler: Es sind über 2.000. Und nein, ich habe nicht alle besucht – mein Fahrrad hätte das nicht überlebt.

Tempel-Hopping auf zwei Rädern

Für 3 Euro am Tag mietete ich ein Fahrrad, das aussah, als hätte es schon den Zweiten Weltkrieg überlebt. Aber hey, es rollte! Mein Plan war simpel: einfach losfahren und Tempel anpeilen, die cool aussahen. Der Ananda-Tempel war mein erstes Ziel – ein riesiger, goldener Buddha lächelte mir entgegen, während lokale Kinder mir schüchtern “Mingalabar!” (Hallo!) zuriefen. Später traf ich eine Gruppe Backpacker aus Argentinien, und wir teilten uns eine Flasche warmes Bier auf einer versteckten Terrasse mit Blick auf die Ebene. Travel-Momente, die man nicht planen kann.

Sonnenaufgang über der Tempelwüste

Jeder Reiseführer schwärmt davon – und sie haben Recht. Um 4:30 Uhr morgens quetschte ich mich mit 20 anderen Reisenden auf die enge Plattform des Shwesandaw-Tempels. Die Luft war kühl, die Stille fast unheimlich. Dann passierte es: Die Sonne stieg langsam auf und tauchte die Tempel in goldenes Licht. Selbst die sonst so gesprächigen Instagram-Influencer neben mir waren plötzlich sprachlos. Pro-Tipp: Nimm ein Frühstück mit! Nach drei Stunden Warten hatte ich so einen Hunger, dass ich bereit war, die Opfergaben vor den Buddha-Statuen zu klauen.

Abseits der Touristenpfade

Die großen Tempel sind beeindruckend, aber die wahren Schätze verstecken sich in den kleinen, namenlosen Ruinen. Mit einer handgekritzelten Karte von Ko Tin radelte ich zu einem verfallenen Tempel mitten in den Feldern. Keine Menschenseele weit und breit – nur ein paar Ziegen und ein alter Mann, der mir lächelnd eine selbstgeschnitzte Holzfigur schenkte. Drinnen fand ich uralte Wandmalereien, die langsam verblassten. Es fühlte sich an, als hätte ich etwas Geheimes entdeckt, das nur mir gehörte. Zumindest bis eine Horde französischer Touristen um die Ecke bog.

Lachen, Lernen und Lahpet Thoke

Reisen in Myanmar ist nichts ohne die Begegnungen mit den Menschen. In einer winzigen Garküche probierte ich Lahpet Thoke – fermentierten Teeblatt-Salat (klingt eklig, schmeckt göttlich) – und landete prompt an einem Tisch mit einer burmesischen Familie, die mir beibrachte, wie man richtig mit den Fingern isst. Ergebnis: Ich sah aus wie ein Kleinkind nach dem ersten Mal Spaghetti. Abends traf ich im Hostel auf eine Truppe verrückter Backpacker, und wir tauschten Tempel-Tipps gegen Bier. Einer von ihnen, ein Deutscher namens Lars, bestand darauf, dass der beste Sonnenuntergangspunkt “ganz woanders” sei. Wir folgten ihm – und landeten in einem Feld voller Kühe. Immerhin: Die Sicht war fantastisch.

Bagan hat mich mit seiner Mischung aus Mystik, Geschichte und purem Abenteuer verzaubert. Es ist einer dieser Orte, an denen man spürt, wie klein man selbst ist – und wie groß die Welt. Und das Schönste? Du brauchst kein dickes Portemonnaie, um es zu erleben. Nur ein bisschen Mut, ein klappriges Fahrrad und die Bereitschaft, dich auf das Unerwartete einzulassen. Also: Wann buchst du dein Ticket?

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