La Paz: Die höchstgelegene Hauptstadt der Welt und ihre Märkte
Stell dir vor, du steigst aus dem Flugzeug und das erste, was dir auffällt, ist nicht die Hitze, sondern die dünne Luft. Willkommen in La Paz, Baby! Auf knackigen 3600 Metern über dem Meeresspiegel thront diese Stadt nicht nur geografisch ganz oben, sie ist auch eine der verrücktesten, lebendigsten und absolut einzigartigsten Hauptstädte, die ich je mit meinem klapprigen Rucksack erobert habe. Und glaubt mir, als budgetbewusster Backpacker sucht man immer nach dem wahren Puls einer Stadt – und der schlägt hier nicht in Museen, sondern auf den unzähligen, chaotischen und absolut faszinierenden Märkten.
Angekommen im Basar der Basare: Der Mercado de las Brujas
Mein erster Stop war natürlich der “Hexenmarkt”. Und nein, hier kauft man nicht einfach nur Kräuter. Zwischen getrockneten Lama-Föten (ja, du hast richtig gelesen, die werden für traditionelle Opfergaben genutzt), bunten Pulvern und allerhand rätselhaften Amuletten fühlt man sich wie in einem anderen Jahrhundert. Ich stand da zwischen lokalen Aymara-Frauen, die ganz selbstverständlich ihre Einkäufe für Rituale erledigten, und touribedingt etwas verdatterten Backpackern wie mir. Für ein paar Bolivianos habe ich mir ein kleines Glücks-Amulett gekauft – ob’s wirkt? Nun, mein Bus ist auf der Death Road nicht abgestürzt, also vielleicht ja!
Ein Farbrausch für die Sinne: Der Mercado Lanza
Nach der mystischen Reise ging es weiter in das absolute Gegenteil: die überwältigende Welt des Mercado Lanza. Dieser mehrstöckige Irrgarten aus Gassen, Ständen und Menschenmengen ist der reinste Adrenalinschub. Überall türmen sich exotische Früchte, von denen ich noch nie gehört habe, Frauen in wallenden Röcken bieten frisch gepresste Säfte an, und aus irgendeiner Ecke duftet es nach gegrilltem Fleisch. Mein Tipp: Einfach treiben lassen! Ich habe mich von der Masse schieben lassen und landete schließlich an einem winzigen Stand, wo ich für umgerechnet 1,50 Euro das beste Empanada-Menü meines Lebens gegessen habe. Die Höhe macht zwar erstmal schlapp, aber das Essen hier gibt einem die Energie zurück.
Über den Dächern von La Paz: Der El Alto Markt
Donnerstags und sonntags verwandelt sich die Nachbarstadt El Alto, die nochmal höher liegt als La Paz, in das wohl größte Shopping-Center Südamerikas. Die Fahrt mit der spektakulären Seilbahn (ein absolutes Must-Do!) hinauf ist schon das erste Abenteuer. Oben angekommen, erwartet einen ein Meer aus Ständen, das scheinbar kein Ende nimmt. Hier findet man ALLES. Wirklich alles. Von brandneuen Smartphones über Autoersatzteile und traditionische Textilien bis hin zu gebrauchten Jeans. Ich habe stundenlang gestöbert, mit Händlern geplaudert und am Ende eine skurrile, aber funktionierende Regenjacke für umgerechnet 3 Euro erstanden. Der Blick von hier oben auf die gesamte Stadt ist atemberaubend – im wörtlichen und übertragenen Sinne.
Zwischen Tradition und Touristenströmen: Die Calle Sagárnaga
Für all diejenigen, die ein typisches Andenken suchen, ist die Calle Sagárnaga der Place to be. Die steile, Kopfstein gepflasterte Straße ist gesäumt von Läden, die Alpakapullover, Strickmützen, Ponchos und jede Menge Trinkflaschen aus Holz anbieten. Ja, es ist touristisch, aber auch wahnsinnig bunt und fotogen. Mein Fehler: Ich habe beim Handeln zu früh ja gesagt. Die Verkäuferinnen hier sind Profis! Lernt aus meinem Fehler und geht runter mit dem Preis. Am Ende des Tages habe ich trotzdem zwei wunderschöne Decken ergattert, die meinen Rucksack zwar schwerer, aber mein Zuhause definitiv gemütlicher machen werden.
Der Duft von frischem Brot und Abenteuer
Abseits der großen Märkte gibt es in jedem Viertel kleine, lokale Straßenmärkte. Frühmorgens, wenn die Stadt langsam erwacht, sind diese Orte magisch. Der Duft von frisch gebackenen Salteñas (eine Art bolivianische Teigtasche) vermischt sich mit dem Geruch von feuchter Erde und dem Rauch der ersten Grills. Hier kaufen die Einheimischen ein, hier plaudern Nachbarn, hier passiert das echte Leben. Ich habe mich einfach auf eine Mauer gesetzt, meine Salteña genossen und dem Treiben zugesehen. Diese kleinen, ungeplanten Momente sind es, die eine Reise wirklich ausmachen.
La Paz hat mich mit seiner schieren Höhe und seinem frenetischen Tempo erstmal umgehauen. Aber seine Märkte waren mein Anker, mein Wegweiser und meine größten Abenteuer. Sie sind mehr als nur Orte zum Kaufen und Verkaufen; sie sind das lebendige, pulsierende Herz der Stadt, in dem sich Tradition, Glaube, Gemeinschaft und der pure Überlebenswille vermischen. Sie haben mich mit leckerem, billigem Essen versorgt, mich zum Staunen gebracht und mir Geschichten beschert, die ich noch lange erzählen werde. Also, wenn du jemals dort bist: Atme tief ein (wenn du kannst!), lass deinen Geldbeutel in der Tasche und tauch einfach ein in dieses unglaubliche Chaos. Es lohnt sich jeden einzelnen Höhenmeter.
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