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Matera: Höhlenwohnungen und UNESCO-Weltkulturerbe

# Matera: Höhlenwohnungen und UNESCO-Weltkulturerbe

Matera, eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt, fasziniert mit ihren einzigartigen Höhlenwohnungen, die in den weichen Tuffstein der süditalienischen Region Basilikata gehauen wurden. Die Stadt, die oft als “zweites Bethlehem” bezeichnet wird, ist ein lebendiges Museum der Menschheitsgeschichte und seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe. Wer durch die engen Gassen der Sassi, der historischen Viertel Materas, schlendert, spürt den Hauch vergangener Zeiten – eine Reise in eine Welt, in der Architektur und Natur verschmelzen.

Die Sassi: Wohnen in der Steinzeit

Die Sassi di Matera, bestehend aus Sasso Caveoso und Sasso Barisano, sind ein Labyrinth aus Höhlen, Grotten und steinernen Häusern, die seit der Jungsteinzeit bewohnt werden. Bis in die 1950er-Jahre lebten hier Familien unter einfachsten Bedingungen – ohne fließendes Wasser oder Strom. Heute sind viele der Höhlen zu charmanten Boutique-Hotels, Restaurants und Museen umgewandelt worden. Die Architektur der Sassi ist ein Meisterwerk der Anpassung: Jede Höhle, jede Treppe und jeder Innenhof erzählt von einer Kultur, die im Einklang mit der Natur lebte.

Die Felsenkirchen: Kunst im Stein

Versteckt in den Felsen Materas liegen über 150 Felsenkirchen, die mit byzantinischen Fresken geschmückt sind. Die bekannteste unter ihnen, die Chiesa di Santa Maria de Idris, thront auf einem Felssporn und bietet nicht nur spirituelle, sondern auch atemberaubende Aussichten. Die Fresken in den Kirchen zeigen Szenen aus der Bibel und sind Zeugnisse mittelalterlicher Kunst, die bis heute erhalten geblieben sind. Besonders faszinierend ist, wie die Künstler die natürlichen Felsformationen in ihre Werke integrierten – eine Symbiose aus Glaube und Geologie.

Matera in Film und Kultur

Die mystische Atmosphäre Materas hat schon viele Filmemacher inspiriert. Mel Gibsons “Die Passion Christi” wurde hier gedreht, weil die Stadt mit ihren antiken Gassen und Höhlen perfekt das biblische Jerusalem verkörperte. Auch moderne Produktionen wie “James Bond – Keine Zeit zu sterben” nutzten die einzigartige Kulisse. Doch Matera ist nicht nur Filmstar – es ist auch ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kultur. Jedes Jahr lockt das “Matera Festival” Besucher mit Musik, Theater und Performances in die historischen Gassen.

Kulinarik: Vom einfachen Brot zur Gourmetküche

Die Küche Materas ist so bodenständig wie ihre Architektur. Traditionelle Gerichte wie “Pane di Matera”, ein hartkrustiges Brot mit weichem Inneren, oder “Crapiata”, ein einfacher Eintopf aus Getreide und Hülsenfrüchten, erzählen von der kargen Vergangenheit der Stadt. Heute haben junge Köche diese Traditionen aufgegriffen und interpretieren sie neu – etwa in Sterne-Restaurants, die regionale Produkte wie Trüffel und Berglinsen kreativ verarbeiten. Ein Glas Aglianico del Vulture, der lokale Rotwein, rundet jedes Essen perfekt ab.

Moderne Renaissance: Vom Armenhaus zum Kulturjuwel

Noch in den 1950ern galt Matera als “Schande Italiens” – die Bewohner der Sassi lebten in Armut und wurden zwangsumgesiedelt. Doch dank engagierter Bürger und visionärer Architekten erwachte die Stadt zu neuem Leben. 2019 war Matera Europäische Kulturhauptstadt und präsentierte sich als Symbol für nachhaltigen Tourismus und kulturelle Wiedergeburt. Heute sind die Sassi nicht nur ein UNESCO-Denkmal, sondern auch ein lebendiger Ort, an dem Geschichte und Moderne harmonisch verschmelzen.

Matera ist mehr als eine Reise in die Vergangenheit – es ist eine Hommage an menschliche Widerstandskraft und Kreativität. Wer durch die Sassi wandert, spürt den Puls einer Stadt, die sich immer wieder neu erfunden hat. Ein Besuch hier ist nicht nur eine Entdeckung von Architektur und Kunst, sondern auch eine Begegnung mit einer Kultur, die tief in der Erde verwurzelt ist und doch immer wieder zum Himmel strebt.

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